Festschrift 175 Jahre SV-Engter e. V.
Festschrift 175 Jahre SV-Engter e. V.

Es sind nur noch einige wenige Exemplare unserer Festschrift aus dem Jubiläumsjahr 2023 vorhanden. Bei Interesse melden Sie sich gerne per Email unter:

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Gerne senden wir Ihnen auf dem Postweg nach Erstattung der Unkosten (Porto plus Verkaufspreis 5,-€) ein oder mehrere Exemplare zu.


 

 

 

Der Schützenverein Engter

im Wandel der Zeit

Bericht von Heinrich Tepe aus der Festschrift zum 150-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1998.


Unser im Jahr 1848 gegründete Schützenverein besteht nunmehr 150 Jahre. Er ist damit der älteste Verein im Kirchspiel Engter. Viele Höhen und Tiefen hat er durchlebt und überstanden, über die nachfolgend berichtet werden soll.

 

 

Die Aufzeichnungen und Protokolle, die neben meiner eigenen Erinnerung den Ausführungen zu Grunde liegen, legen Zeugnis davon ab, dass der Schützenverein Engter immer bestrebt war, die alten heimatlichen Gebräuche zu erhalten und zu pflegen. Diesen Grundsatz hat der Verein erneut in seine am 1. Februar 1984 verabschiedete Satzung mit aufgenommen.

 

 

Vieles spricht dafür, dass auch die Engteraner schon vor dem 30-jährigen Krieg den Brauch des Vogelschießens gekannt und geübt haben, wenn auch weniger als sportliches Vergnügen als zur Überprüfung der allgemeinen Wehrtätigkeit. Denn auf Anordnung des Landesherren waren die jungen Männer, die ihren Wehrdienst geleistet hatten, verpflichtet bis zu einem gewissen Alter an bestimmten Wehrübungen in der hiesigen Gegend teilzunehmen.

 

 

Um diese Wehrübungen interessant und mit der nötigen Begeisterung zu gestalten, wurde einmal jährlich ein Schützenfest abgehalten. Mit einem Fass Bier, das vom Landesherren aufgelegt wurde, fand das Wettkampfschießen statt. Der Wettkampfbeste Schütze wurde zum Schützenkönig gekrönt. Irgendwelche Verpflichtungen hatte er nicht. Er war im Gegenteil von allen Wehrübungen des folgenden Jahres befreit.

 

 

So hat die Gründung auch unseres Schützenvereins wahrscheinlich auch einen verteidigungspolitischen Hintergrund gehabt. Zumal das Schützenfest für alle Männer unter Androhung empfindlicher Strafen als Pflichtübung vorgeschrieben war, diente es offensichtlich der allgemeinen Sicherung der Landesverteidigung.

 

 

Die Grundlage und Ziele unseres Vereins und überhaupt aller Schützenvereine sind die Förderung der Gemeinschaft, Kameradschaft, Fröhlichkeit und Erhaltung des Brauchtums und insbesondere das sportliche Schießen. Dabei spielt das Ansehen der Person, seine Herkunft und politische Einstellung keine Rolle.

 

 

Ursprünglich wurde unser Schützenverein "Schützengesellschaft Engter" benannt. So jedenfalls geht es aus dem Protokoll vom 31. Mai 1896 hervor. An diesem Tag hat die Versammlung eine Neugründung des Vereins unter dem Namen "Schützenverein Engter" beschlossen.

 

 

Der erste Vorsitzende des Vereins nach der Neugründung war Ludwig Rolf und die erste Königswürde konnte Wilhelm Gildehaus erringen. Die Schützenfeste feierte der Verein in der "Schoppenhegge" im Wald des Colon Ubbing. Zwischen 1880 und 1890 kam es beim Schützenfest in der Schoppenhegge zu einem furchtbaren Schießunfall, bei dem ein Schützenbruder der in der Deckung seinen Dienst versah, ums Leben kam. danach war für mehrere Jahre die Durchführung des Schützenfestes untersagt.

 

 

Im Jubiläumsjahr 1898 wurde vom Schützenverein eine zweite Vereinsfahne angeschafft. Da es Protokolle aus der Zeit vor 1896 nicht mehr gibt, die Schützenfahne aber als Gründungsjahr auf "1848" hinweist, ist zweifellos von der Existenz des Schützenvereins Engter ab 1848 auszugehen.

 

 

Erst ab dem Jahr 1902 wurde dem Schützenkönig eine Königin zur Seite gestellt. Die stets festlichen Schützenumzüge wurden in den Jahren 1905 bis 1939 durch das Voranreiten von Herolden gekrönt. Neben Adler und Scheibenschießen führte der Schützenverein auch ein "Fladderschießen" durch. Geschossen wurde seinerzeit mit Großkaliber auf eine Entfernung von 100m, während heute nur mit dem Kleinkaliber (50m) und dem Luftgewehr (10m) geschossen wird.

 

 

Zweimal ruhte das Vereinsleben der Engter Schützen. Nach dem ersten Weltkrieg feierte der Verein im Jahr 1919 kein Schützenfest, sondern ein Volksfest. Deshalb gab in diesem Jahr auch keinen Schützenkönig. Erst im Jahr 1920 wurde der letzte Schützenkönig aus dem Jahr 1914, Georg zur Heide, durch einen neuen König abgelöst.

 

 

Im Jahr 1924 wurde beschlossen, zukünftig auch ein Kinderschützenfest zu feiern. Allgemein war man der Ansicht, dass trotz des Ernstes der damaligen Zeit den Kindern diese Freude nicht zu nehmen sei, wie aus dem Protokoll aus der damaligen Zeit hervorgeht. Erster Kinderkönig wurde Heinrich Schütte und die wahrscheinlich erste Kinderkönigin wurde Margarethe Renzenbrink, geb. Rothert. (..wer kennt "Renzen Grete" nicht..).

 

 

Immer wieder bestanden große Probleme wegen der Zuwegung zum Festplatz in der Schoppenhegge. Deshalb gab es im Verein eine besondere "Wegekommission", deren Aufgabe es war, unter Aufbietung aller Kräfte ein Zelt und Karussell zum Festplatz zu bringen. Von der Wallenhorster Straße zwischen den Häusern Wolfgang Schulenberg und Dieter Huge führte der Feldweg hinaus zur Schoppenhegge.

 

 

Im Jahr 1927 konnte ein neuer Festplatz gefunden werden, und zwar an der Evinghauser Straße im "Rolkers Busch". Dieses Grundstück wurde von den Eigentümern, der Familie Bei der Becke, für die Durchführung der Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Wegeprobleme gab es danach nicht mehr. Es wurde bald Überdachungen für den Schießstand und eine feste Theke mit kleiner Küche aus Holz erstellt.

 

 

In der Versammlung der Engter Schützen vom 1. Februar 1934 wurde eine Neufassung der Satzung beschlossen. Der Vorsitzende wurde der "Führer". Er berief seine Mitarbeiter in den Vorstand. Wie streng das damalige Führerprinzip war, geht auch z. B. aus den Regelungen für die Teilnahme aum Schützenfest hervor. So war jedes Mitglied verpflichtet, beim Schützenfest und dem Festumzug mitzumachen. Befreit davon war nur, wer 45 Jahre und älter war. Nur in besonderen Fällen wie Krankheit oder Familientrauer konnte der "Führer" eine Befreiung aussprechen. Wer beim Festzug nicht mitmachte, zahlte eine Strafe. Wurde diese nicht eingezahlt, durfte der Schütze ein Jahr nicht am Schießen teilnehmen und im Wiederholungsfall wurde er als Vereinsmitglied sogar ausgeschlossen.

 

 

Etwa 1936 wurde eine neue Fahne angeschafft, und zwar mit nationalsozialistischen Symbolen. Es gibt allerdings kein Protokoll. das auf diese Fahne einen Hinweis gibt. Den 2. Weltkrieg hat sie jedenfalls nicht überstanden. Es konnte jedoch die Vereinsfahne von 1898 erhalten und gerettet werden. Der langjährige Fahnenträger August Bei der Kellen rettete die Fahne durch die Nachkriegswirren, wofür ihm der Verein stets zu Dank verpflichtet ist.

 

 

Die letzte Königswürde vor dem 2. Weltkrieg errang im Jahre 1939 Heinrich Brüggemann. Ihm zur Seite stand als Königin Hermine Schlüter. Viel zu früh verstarb 1978 Majestät Heinrich Brüggemann und beim ersten Nachkriegsschützenfest im Jahre 1949 übernahm sein Nachbar, Wilhelm Schlüter, die Königswürde.

 

 

Ebenso wie im ersten Weltkrieg kam also auch während des zweiten Weltkrieges das Vereinsleben zum Erliegen. Erst nach der Währungsreform im Jahre 1949 regte sich unter den noch lebenden Mitgliedern der Wunsch, das Schützenwesen im Engter Schützenverein wieder aufleben zu lassen.

 

 

Am 21. Mai 1949 konnte die erste Versammlung nach fast 10-jähriger Unterbrechung (..die letzte Versammlung fand am 21. Juli 1939 statt..) einberufen werden. Viele Lücken in den Reihen der Mitglieder hatte der 2. Weltkrieg hinterlassen. Auch die vom Schützenverein erstellten Anlagen am Schützenplatz im Rollkers Busch waren zerstört. Sie diensten seinerzeit der Wehrmacht als Lagerraum für Munition und bei Kriegsende gingen sie durch eine Detonation verloren, wobei auch junges Menschenleben in den Tod gerissen wurde.

 

 

Ab 1949 wurden wieder Schützenfeste gefeiert, zunächst in Engter und dann an liebgewordener Stätte im Rollkers Busch. Geschossen wurde zunächst mit Armbrust und Luftgewehr und später auch mit Kleinkaliber. Da es an dem bisherigen Standort große Probleme hinsichtlich der sanitären Anlagen gab, die erster Linie in der Stromversorgung und Trinkwasserbeschaffung zu sehen waren, musste mit Wehmut auf diesen idealen Festplatz verzichtet werden. Deshalb wurde ab 1963 in der Ortsmitte, auf dem Marktplatz das Schützenfest gefeiert werden. In dem Jahr des Standortwechsels wurde Georg zur Heide neuer Schützenkönig. Mit ihm feierte man also das erste Schützenfest am heutigen Standort. Dem Schützenverein steht dabei der Schießstand des Vereinswirtes Hermann Bei der Becke zur Verfügung der über Schießautomaten und Seilzuganlagen verfügt. Das nicht ganz ungefährliche Schießen auf eine Wechselscheibe mit Handanzeige aus der Deckung ist seitdem endgültig vorbei.

 

 

Im Jahre 1978 stellte man mit Schrecken fest, dass die Vereinsfahne aus dem Jahre 1898 große Schäden genommen hatte. Deshalb wurde eine neue Vereinsfahne angeschafft, die anlässlich der Hauptversammlung der Engter Schützen im Januar 1978 mit der Fahnenweihe durch Pastor Wasmuth ihrer Bestimmung übergeben wurde.

 

 

Ein sehr wichtiges Jahr für den Schützenverein Engter war 1982, da seitdem auch die Schützendamen als vollberechtigte Mitglieder am Vereinsleben teilnehmen. Die Schützendamen haben sich inzwischen in unser Schützenwesen fest etabliert. Ihr Auftreten kann als überaus erfolgreich angesehen werden, wie die vielen Pokale und Auszeichnungen, die anlässlich schießsportlicher Wettbewerbe erworben wurden, beweisen.

 

 

Darüber hinaus wird vom Schützenverein viel unternommen, um eine effektive Jugendarbeit voranzubringen. Denn auch der Schützenverein Engter hat erkannt, dass die heutige Schützenjugend der Träger des Vereins der Zukunft sein wird.

 

 

Abschließend soll der Wunsch geäußert werden, dass alle Menschen in Freundschaft leben mögen, so dass uns der Frieden für immer erhalten bleibe zum Wohle des Schützenvereins Engter und des deutschen Schützenwesens.

Heinrich Tepe

 


 

Aus dem Jahrbuch "So war es... 1990" des

      Heimatvereins Schmittenhöhe


 

Foto: Anfang der 70ger.

2. von Rechts: Kommandeur

Heinrich Sollmann